Die Europäische Wildkatze ist ein äußerst scheues und nachtaktives Tier, das sich bevorzugt in dicht bewaldeten, unzugänglichen Gebieten aufhält. Dies macht ihren Nachweis besonders schwierig, weshalb in Österreich mehrere spezielle Methoden entwickelt wurden, um ihre Präsenz sicher zu bestimmen. Diese Nachweismethoden haben in den letzten Jahren maßgeblich dazu beigetragen, die Verbreitung der Wildkatze besser zu verstehen und ihren Bestand zu dokumentieren.
Lockstockmethode: Die am weitesten verbreitete Nachweismethode
Die sogenannte Lockstockmethode ist eine der wichtigsten Techniken, um die Europäische Wildkatze in freier Wildbahn nachzuweisen. Diese Methode wurde in Deutschland entwickelt und erfolgreich auf andere Länder, darunter Österreich, übertragen. Bei dieser Methode werden rauhe Holzpflöcke aufgestellt, die mit Baldriantinktur behandelt werden, einem Geruch, der auf Wildkatzen eine starke Anziehungskraft ausübt. Wenn die Tiere an den Pflöcken entlangstreifen, reiben sie sich daran und hinterlassen dabei Haare. Diese Haare werden später eingesammelt und genetisch untersucht, um zu bestimmen, ob es sich um Wildkatzen handelt. Die genetische Analyse ist hierbei entscheidend, da die äußerliche Ähnlichkeit von Wildkatzen und Hauskatzen oft keine eindeutigen Schlüsse zulässt.
Diese Methode hat sich vor allem im Nationalpark Thayatal und in der Wachau bewährt, wo in den letzten Jahren zahlreiche Haarproben gesammelt und analysiert wurden. Der genetische Nachweis ist der sicherste Weg, um Wildkatzen von Hybriden oder Hauskatzen zu unterscheiden. In den letzten Jahren wurden zahlreiche wissenschaftliche Projekte auf diese Methode gestützt, um eine systematische Erhebung der Wildkatzenpopulation durchzuführen
Fotofallen: Visuelle Beweisführung
Eine weitere zentrale Methode ist der Einsatz von Fotofallen. Diese Kameras werden in Gebieten aufgestellt, in denen ein Verdacht auf das Vorkommen von Wildkatzen besteht. Sie sind mit Bewegungssensoren ausgestattet und fotografieren automatisch, sobald ein Tier vorbeiläuft. Diese Technik ermöglicht es Forschern, Wildkatzen visuell zu dokumentieren und ihre Präsenz in einem bestimmten Gebiet zu bestätigen. Da Wildkatzen vor allem nachts aktiv sind, wird diese Methode oft in Kombination mit der Lockstockmethode angewendet. So können Bilder von denselben Individuen, deren Haare an den Lockstöcken gesammelt wurden, aufgenommen werden.
In Österreich hat sich der Nationalpark Thayatal als führend in der Nutzung dieser Technik etabliert. Seit 2006 konnten durch den Einsatz von Fotofallen und Lockstöcken systematische Bestandsaufnahmen durchgeführt werden, die einen Einblick in die Wanderungsbewegungen und das Verhalten der Wildkatze erlauben.
Genetische Analysen: Der sicherste Nachweis
Obwohl visuelle Beweise durch Fotofallen und phänotypische Merkmale eine erste Identifikation ermöglichen, bleibt die genetische Analyse der sicherste Weg, um Wildkatzen zweifelsfrei zu identifizieren. Die genetischen Proben, die durch Haare an Lockstöcken oder Kotproben gewonnen werden, werden im Labor analysiert. Dabei wird die genetische Reinheit der Tiere überprüft, um sicherzustellen, dass es sich nicht um Hybride zwischen Wildkatzen und Hauskatzen handelt.
In Österreich wurden seit den 2000er Jahren zahlreiche genetische Untersuchungen durchgeführt, die zur eindeutigen Identifizierung von Wildkatzenpopulationen in verschiedenen Bundesländern beigetragen haben. Besonders bemerkenswert sind die jüngsten Nachweise in der Wachau, wo genetische Analysen erstmals Wildkatzenjungen nachweisen konnten.
Naturschutzhunde: Eine innovative Methode
In den letzten Jahren wurden zusätzlich speziell ausgebildete Naturschutzhunde eingesetzt, um den Kot von Wildkatzen aufzuspüren. Diese Hunde werden darauf trainiert, den Kot von Wildkatzen zu erschnüffeln, was eine besonders wertvolle Methode in schwer zugänglichen Gebieten ist, in denen Lockstöcke oder Fotofallen nicht effizient eingesetzt werden können. Der Kot, den die Hunde finden, wird ebenfalls genetisch analysiert, um Wildkatzen sicher nachzuweisen.
Diese innovative Methode hat sich bereits in anderen Ländern bewährt und wird nun auch in Österreich vermehrt eingesetzt. Sie stellt eine Ergänzung zu den bestehenden Nachweismethoden dar und erlaubt eine effizientere Überwachung in Gebieten, die zuvor kaum zugänglich waren.
Meldesysteme: Einbindung der Öffentlichkeit
Neben den wissenschaftlichen Methoden spielen auch Meldungen aus der Bevölkerung eine wichtige Rolle beim Nachweis von Wildkatzen. In Österreich gibt es mehrere Stellen, an die Sichtungen von Wildkatzen gemeldet werden können, wie zum Beispiel die Wildkatzen-Meldestelle des Naturschutzbundes in Salzburg. Diese Meldungen werden sorgfältig überprüft und in die wissenschaftliche Forschung integriert. So konnte beispielsweise in den letzten Jahren die Verbreitung der Wildkatze in neuen Gebieten, wie Tirol und Vorarlberg, dokumentiert werden.
Das Meldesystem trägt auch dazu bei, das Bewusstsein für den Schutz der Wildkatze in der Bevölkerung zu stärken und die Art langfristig zu überwachen. Meldungen können dabei helfen, neue Populationen zu entdecken oder Wanderbewegungen der Tiere nachzuverfolgen.